...von allen möglichen Objekten, die den Finger auf dem Auslöser der Kamera durchzucken, ist das menschliche Antlitz zweifellos der interessanteste Gegenstand. Dies trotz aller visueller Reize sonst wie großartigste durch weltweit vernetzte Airports quasi vor unserer Haustür liegende Landschaften, technische Bizarrerien, auftrumpfende Architekturen, Blicke in bislang unvorstellbare Farbwelten von Galaxien oder die Nano- und Atomstrukturen dessen, was die Welt im Innersten zusam-menhält.
Worin gründet die Faszinationskraft für das Gesicht der in Milliarden die Erde bevölkernden Wesen?, eines Wesens, das die Globalisierung auch der Wünsche, Sehnsüchte, Charaktere, des Denkens vor allem aber eine gewisse allgemeine Indifferenz als raison d’ètre de la verité et liberté des Fortschritts feiert; eines Fortschritts, der den früh von Marcuse schon prognostizierten eindimensionalen Menschen zur Vollendung bringt..?
Es gibt keinen Fortschritt, der nicht ein Fort-schritt wäre für die gesamte Menschheit, sagt Adorno. Nun, es scheint, daß der negative Fortschritt erreicht wird, peu à peu, aber stetig und unaufhaltsam..
Dass die auf dieser Seite wiedergegebenen Gesichter Menschen aus Konflikt-, Armut- und Gewalt-Regionen dieser Erde zugehören - ist Resultat des Zynismus einer auf schieres Funktionieren getrimmten Welt. Nur dort, wo die Globalisierung sichtbar negativ durchschlägt, scheint ein menschlicher Ausdruck des Gesichts mit seinen unendlich vielfältigen Abschattungen noch möglich. Während dort, on the sunny side of the street, der Typus des stets ein wenig geklont wirkenden Menschen immer entschiedener als Prototyp sich durchsetzt, gerade so, als wäre das Ticket zur Teilhabe am Reichtum dieses Globus ein über jeden Zweifel erhabener physiognomischer Ausdruck, the physiognomy of a new species of human being - mit überwältigender Zukunft..
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